Fünf Fragen an Frank Hoffmann, Intendant des Théâtre National du Luxembourg (TNL).
Bildrechte: Bohumil Kostohryz
Wie schätzen Sie das Potential von Koproduktionen im europäischen Rahmen ein?
Ich schätze das Potential von europäischen Koproduktionen sehr hoch ein. Das Théâtre National du Luxembourg wurde gerade aus diesem Gedanken heraus gegründet: grenzüberschreitendes, den üblichen Rahmen sprengendes, im Austausch existierendes Theater auf die Bühne zu bringen. Das kleine Luxemburg muss den Weg nach draußen gehen, zum eigenen Gewinn, aber auch zur Bereicherung des europäischen Partners.
Welche Stücke planen Sie sich während des Festivals „Luxemburg ist Theater“ anzusehen?
Während des Festivals Luxemburg ist Theater werde ich vor allem an meiner eigenen Inszenierung von Taboris Demonstration im Berliner Ensemble arbeiten müssen, die zum Abschluss des Festivals gezeigt und für diese Vorstellung extra wieder aufgenommen wird. Sollte es sich ergeben, werde ich mir natürlich die eine oder andere Produktion ansehen. Ich gehöre zu den Theatermachern, die – und das ist nicht unbedingt die Regel – selbst auch gerne ins Theater gehen.
Die deutsche Theaterlandschaft ist für Sie kein Neuland. Was verbindet Sie mit dem Berliner Ensemble?
Ich bin in der deutschen Theaterlandschaft groß geworden, und ich fühle mich da (fast) wie zu Hause. Das deutsche Theater hat mich geprägt, und dafür bin ich sehr dankbar. Mit dem Berliner Ensemble verbindet mich zuerst eine Erinnerung an meinen Vater Léopold Hoffmann, der in den 50er Jahren öfters seinen Freund Joseph Noerden, der Schauspieler am Berliner Ensemble war, besucht hat, und beide hatten einmal gemeinsam einen Termin bei Bertolt Brecht, über den mein Vater schon als junger Mensch geschrieben hat. Dann bin ich auch mit dem Berliner Ensemble in der Person von Claus Peymann verbunden, der seit vielen Jahren mit seinen Inszenierungen zu Gast bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen ist. Jetzt im Juni hatten wir das Glück, meine Inszenierung von Taboris Abendschau als Koproduktion zwischen dem TNL und den Ruhrfestspielen Recklinghausen am Berliner Ensemble zeigen zu dürfen. Jetzt folgt der zweite Streich.
Was geschieht derzeit hinter den Kulissen bei den Vorbereitungen für das Festival?
Die Demonstration hatte vor 2 Jahren Premiere, in der letzten Spielzeit wurde sie wieder aufgenommen und jetzt dreht sie gerade Warteschleifen über Berlin.
Wo sehen Sie die Luxemburger Theaterszene heute und in 10 Jahren?
Heute sind 10 Jahre eine kleine Ewigkeit. Ich vermag nicht vorauszusehen, welche Sprünge die Luxemburger Theaterszene noch machen wird. Aber sie wird noch welche tun.
Zur Person:
Frank Hoffmann ist einer der bekanntesten “Theatermacher” Luxemburgs. Seit 2004 ist er als Nachfolger von Frank Castorf Intendant und Geschäftsführer der Ruhrfestspiele Recklinghausen. 1996 gründete er das Théâtre National du Luxembourg (Eröffnung 1. Oktober 1997 mit “Ein Traumspiel” von August Strindberg, Regie von Frank Hoffmann), das er auch heute noch leitet. Während dem Festival “Luxemburg ist Theater” zeigt das TNL unter der Leitung von Frank Hoffmann am Freitag, den 26. Oktober im Berliner Ensemble “Die Demonstration” von George Tabori.
Zum TNL:
Seit seiner Eröffnung im Jahr 1997 trägt das TNL zur Bereicherung der Luxemburger Theaterszene bei. Es füllt eine wichtige Lücke, indem nicht nur große Produktionen nach Luxemburg geholt werden, sondern auch Wert auf Eigenproduktionen gelegt wird, sowie darauf, jungen Gruppen eine Bühne zu bieten. So wurde die neue Spielzeit 2013/2014 von der Gruppe “Richtung22” mit dem Stück “Kulturpräis 2013” eröffnet – eine sehr eigenwillige aber auch eigenständige Gruppe!
“Das THEATRE NATIONAL DU LUXEMBOURG ist einerseits kreatives, innovatives Theater, das von jungen, dynamischen Künstlern bewegt wird. Es ist aber auch ein Theater der großen Theaterleute unserer Zeit.” – http://www.tnl.lu/de/